Über 130 Jahre Schifffahrt am Achensee

Mit Mut und Weitblick

Im Jahr 2017 feierte die Achneseeschifffahrt ihr 130-jähriges Jubiläum. Den Grundstein für die Erfolgsgeschichte legte der Abt des Stiftes Fiecht, Albert Wildauer (1841-1915). Mit einem Kredit von 23.500 Gulden (umgerechnet etwa 240.000 Euro) gab er den Bau eines Schiffes in Auftrag. Wildauer bewies mit seiner Entscheidung Weitblick und Mut. Und so wurde mit der "St. Josef" die Achenseeschifffahrt ins Leben gerufen. Das neue, damals noch dampfbetriebene Schiff wurde am 27. Juni 1887 in Betrieb genommen.Mit der MS Stella Maris ging das erste mit einem Dieselmotor betriebene Schiff auf dem Achensee - und erstmals auf einem See in Österreich - 1912 in Betrieb.

Schiff Ahoi

In den folgenden Jahrzehnten fuhren die Schiffe eine Vielzahl an Passagieren über den größten See Tirols. Die Achenseeschifffahrt durchlebte eine ereignisreiche Zeit. Was sich dabei nie verändert hat, ist der See selbst. Egal, ob er gerade ruhig und ausgeglichen oder mürrisch und ungestüm ist: Der Achensee hat eine magische Anziehungskraft. Nicht umsonst zählt er zu den beliebtesten Ausflugszielen Tirols. Die Achenseeschifffahrt ist heute eine der beliebtesten Urlaubsattraktionen Tirols, eingebettet im atemberaubenden Bergpanorama des Rofan- und Karwendelgebirges.

Ab dem 15. Jahrhundert nutzten die Tiroler Landesherren das Achental zur Jagd und Fischerei. Erzherzog Ferdinand ließ, um die Jagdgründe besser erreichen zu können, im Jahr 1567 zwei größere Schiffe bauen. Diesen folgte noch im selben Jahr das Prunkschiff Galea im Stil der venezianischen Schiffe. Schon zuvor wurden Güter, wie Wein aus Südtirol und Salz aus Hall, mit Flößen und Plätten über den See nach Bayern transportiert.

1887

Durch eine Schenkung aus dem Besitz der Herren von Schlitters kam der Achensee im Mittelalter in den Besitz des  Benediktinerklosters St. Georgenberg. Der Prälat Albert Wildauer hatte große Pläne für den Achensee. Er bemühte sich erfolgreich um die Schifffahrtskonzession und setzte mit seinen Plänen erste Impulse für den Fremdenverkehr. Auf der Bank nahm er einen Kredit in der Höhe von (in heutiger Umrechnung) fast einer viertel Million Euro auf, und ließ in Linz das erste Schiff bauen: die St. Josef. Ein mit Dampf betriebenes Passagierschiff für 120 Personen. Die Bestandteile des, in Linz gebauten, Dampfschiffes wurde angeliefert und mit Pferdefuhrwerken an den Achensee transportiert. Das Schiff sollte zu Pfingsten das erste Mal in See stechen. 

1889

Der Dampfer „St. Joseph“ wird an der Anlegestelle Pertisau eingeweiht. Eigentümer ist das Stift Fiecht.
Die Zahnradbahn wurde  eröffnet. Kurz darauf wurde ein zweites Dampfschiff angeschafft, das ebenfalls auf der Linzer Schiffswerft gebaut worden war: Die St. Benedikt

1892

Mit dem dritten Schiff, der St. Georg, hatten die Betreiber wenig Glück. Zur Ergänzung des Schiffsparks hatte das Kloster 1892 ein nur 11 Meter langes Schiff für 20 Personen bei der Firma A. Kroj in Wien-Brigittenau bestellt und im selben Jahr erhalten. Allerdings mussten sie schnell feststellen, dass der Petroleummotor, mit dem das Schiff geliefert wurde, mit seinen sechs PS zu schwach war. Das Schiff erhielt also bereits 1894 einen neuen Motor, diesmal mit zehn PS und dampfgetrieben. Allerdings führte die Umrüstung zum Dampfschiff zu weiteren Problemen: Die schwere Dampfmaschine beeinträchtigte die Stabilität der St. Georg und die zuständige Behörde verweigerte die Zulassung als Personenschiff. Deshalb schlug die Firma Kroj eine erneute Umrüstung auf Ölfeuerung vor. Hätte die St. Georg diesen Antrieb erhalten, wäre sie eines der ersten Schiffe mit Ölfeuerung in Europa geworden. Aber das Kloster Fiecht lehnte diesen Vorschlag ab. Die St. Georg erhielt schließlich 1896 eine Zulassung als Schleppschiff und zog mit Holz beladene Plätten über den See.

1898

Der Dampfers „St. Georg“ auf dem Achensee versinkt am 22. Februar beim Landesteg des Fürstenhauses bis auf 4 Metern unter dem Wasserspiegel, an den Grund des Sees, weil zuviel Schnee auf das Kajütendach gefallen war und dieses einseitig belastet hatte. Dann wurde sie wieder gehoben und einsatzfähig gemacht. Sie war noch bis 1917 im Einsatz.

1911

Das nächste Schiff wurde wieder in Linz bestellt. Die dortige Schiffswerft war mittlerweile ein Teil des Schiffsbauunternehmens „Stabilimento Tecnico Triestino“ geworden. Bei Buchau wurden die Teile der Stella Maris zusammengesetzt, da beim Prälatenhaus des Klosters Fiecht das einzige Kraftwerk am Achensee vorhanden war und somit elektrischer Strom zur Verfügung stand. Sie sollte am 12. Oktober 1911 vom Stapel laufen, was aber wegen eines gerissenen Bremsseils und eines entgleisten Slipwagens nicht möglich war. Am 19. Oktober 1911 erfolgte dann der Stapellauf, am 27. Juli 1912 nahm das Schiff den Betrieb im Liniendienst auf. Die Stella Maris, für 400 Personen zugelassen, war eines der ersten funktionstüchtigen größeren Schiffe mit Dieselmotor in Europa. Das Schiff war 37 Meter lang und 5,30 Meter breit. Es hatte einen Tiefgang von 0,8 Metern und die Baunummer 505 der Werft. Seine Maschine hatte 180 PS.

1921

Am 20. Mai 1921, einem Pfingstsonntag, rammte die Stadt Innsbruck beim Anlegen die Landungsbrücke Seespitz und brachte sie zum Einsturz, wobei viele wartende Fahrgäste in den See fielen und acht ertranken. Als ab 1950 die Flotte modernisiert wurde, erhielt die Stadt Innsbruck einen Dieselmotor und wurde dadurch bis zu 15kn schnell. 1986 wurde sie erneut überholt und zum Teil mit einer neuen Außenhaut versehen. Dennoch wurde das Schiff im Jahr 1994 außer Dienst gestellt.


Die heutige Flotte der Achenseeschifffahrt 

Die 1994 auf der ÖSWAG in Linz gebaute MS Tirol wurde 1995 in Dienst gestellt und sollte die alte Stadt Innsbruck ersetzen. Sie ist 46,7 Meter lang und 9,7 Meter breit und hat einen Tiefgang von 1,45 Metern. Das Schiff ist für die Beförderung von 600 Personen zugelassen, von denen sich 300 im Innenbereich aufhalten können. Angetrieben von zwei Scania-Dieselmotoren mit je 400 PS erreicht die Tirol eine Geschwindigkeit von etwa 13kn. Das Schiff erhielt in den Jahren 2012/13 neue Motoren und wurde im Winter und Frühjahr 2014/15 oder 2015/16 renoviert. Es verfügt über Bordgastronomie, Panoramafenster und eine behindertengerechte Ausstattung. Die Haupttreppe ins Oberdeck wurde von Manfred Hörl gestaltet. Der Bildhauer und Maler Christian Mayr aus Mutters trug ebenfalls zur Gestaltung des Schiffes bei.

Am 11. August 2007 wurde die neue Stadt Innsbruck in Dienst gestellt. Sie stammt ebenfalls von der ÖSWAG-Werft in Linz. Seit 2012 wird die Stadt Innsbruck auch als sogenanntes „Weihnachtsschiff“ genutzt: Die Seeweihnacht am Achensee mit dem einzigen schwimmenden Christkindlmarkt Österreichs wird auf diesem Schiff gefeiert. Es ist 45,6 Meter lang und bei einem Tiefgang von 1,45 Metern 9,2 Meter breit und für die Beförderung von 470 Personen zugelassen. Von diesen können 220 sich in geschlossenen Räumen aufhalten. Zwei Scania-Dieselmotoren mit je 402 PS ermöglichen eine Geschwindigkeit von etwa 24 km/h. Das Schiff verfügt unter anderem über einen Treppenlift.

Die Taufe und Indienststellung der MS Achensee fand am 23. Juli 2016 statt. Das Schiff mit einer Transportkapazität von 500 Personen und behindertengerechter Ausstattung wird vor allem für Events genutzt. Gebaut wurde die Achensee in den Jahren 2015/16 auf der ÖSWAG-Werft in Linz. Sie ist 46,8 Meter lang und 10,1 Meter breit und hat einen Tiefgang von 1,4 Metern. In den geschlossenen Räumen dürfen sich 250 der 500 zugelassenen Passagiere aufhalten. Zwei Scania-Dieselmotoren mit je 400 PS sorgen für eine Geschwindigkeit von etwa 25 km/h.


Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, 

sondern möglich machen.

Antoine de Saint-Exupery